Idiopatic Greyhound bleeding disorder - Verzögerte postoperative Blutungen bei Greyhounds

 

Windhunde unterscheiden sich von anderen Hunderassen durch ihre einzigartigen physiologischen Merkmale.

 

In dem roten Blutbild zeigen Windhunde deutliche Unterschiede:

 

 

 

PCV

Hämoglobinkonzentration

MVC

Erythrozytenkonz.

Blutviskosität

Lebenszeit d. Erythrozyten

Leukozyten

Neutrophile Granulozyten

Thrombozyten

Eosinophile Gran. : unübliche Morpholgie

Totales Serumprotein

α- Globulin

β- Globulin

IgA ( Serum )

IgM ( Serum )

Haptoglobulin

Glomeruläre Filtrationsrate

Kreatinkinase ( Serum )

T4

fT4

RR, art.

Herzgröße

Vertebrale Heart Size

cTnI ( Troponin I )

( nach dem Rennen etwas erhöhter)

NT-proBNP

PH

PO2

Sauerstoffsättigung

Oxyhämoglobin

Sauerstoffgehalt

Desoxyhämoglobin

P 450

 

 

Greyhounds sind prinzipiell als universelle Blutspender geeinget, da sie negativ für alle DEAs ( außer DEA 4 ) sind.

 

Sehr viele Windhunde finden ihren Weg über Tierschutzvereine zu ihren neuen Familien und werden dadurch sehr häufig kastriert. Dabei stellte man in den Vereinigten Staaten ein Komplikation bei Greyhounds fest, die sog. "Verzögerte Postoperative Blutung" oder                       „ Greyhoundbleeding „.

 Das appendikuläre Osteosarkom ( OSA ) ist bei den Greyhounds eine der häufigsten Krebsformen, die mit einer Häufigkeit von 45 % einhergeht. Die genaue Ätiologie ist bis jetzt noch unbekannt. Als mögliche Risikofaktoren werden Knochenmikrotraumen, metallische Implantate, Gonadenstatus und Genetik  diskutiert. Sowohl bei den Kastrationen, als auch bei den Tumoroperationen / Amputation bei OSA wurden immer wieder von verzögerten postoperativen Blutungen berichtet, die ca. 48 – 72 Stunden nach der Operation auftraten. Mit einer Prävalenz von 26 % ist die Form der Blutung bei Greyhounds erheblich höher, als bei anderen Hunderassen. Bei einigen Greyhounds kann sich die verzögerte postoperative Blutung zu einer generalisierten Blutungsstörung entwickeln. Sie ist gekennzeichnet durch starke Blutergüsse, leichte Thrombozytopenie ( rassetypsiche Normwerte bitte beachten ) und einer Hämolyse. Die Aktivität der Leber- und Muskelenzyme kann erhöht sein.

Die Werte der Blutgerinnung im Blut können Normalwerte aufzeigen. So sind z.B. PTT, Quick-Wert ( Prothrombinzeit ) und die Thrombozytenzahl oft unverändert und im normalen Referenzbereich für Greyhounds.

Die Hauptfunktion des hämostatischen Systems besteht darin, dass der Blutfluß im Herz-Kreislauf-System aufrecht erhalten wird. Kommt es zu einer Gefäßschädigung ( z.B. durch Traumen oder operative Eingriffe ), ist die richtige Balance zwischen der Gerinnung und der Fibrinolyse von Entscheidung. Dabei handelt sich um sehr komplexe enzymatische Abläufe. Ist diese Balance gestört, so können sich Blutungen oder Thromben bilden.

Zunächst wird das Fibrinogen unter Thrombin zu Fibrin umgewandelt. Das Fibrin bildet an der geschädigten Gefäßstelle ein Blutgerinnsel. Der fibinolytische Prozess setzt nach der Bildung des Blutgerinnsels ein, beendet die Gerinnungsphase, beseitigt überschüssige Fibrinablagerungen, wandelt den Thrombus um und stabilisiert die Reperaturprozesse an der Stelle. Komplikationen können chirurgischer Natur sein, aber auch nicht-chirurgischer Natur. Dabei unterteilt man die hämostatischen Komplikationen in primäre und sekundäre Defekte.

Primäre Defekte sind:

  • Thrombozytopenie

  • Thrombozytenfunktionsstörung

  • v.Willebrand-Krankheit ( vWD)

 Sekundäre Defekte sind:

  • Hypofibrinogenämie

  • Hypoprothrombinämie

  • Hämophilie A und B

  • Disseminierte intravaskuläre Gerinnung ( DIC )

  • Gift, wie z.B. Cumarin

 Greyhounds zeigen zwar eine verminderte Thrombozytenanzahl im Blut auf, die jedoch keiner Auswirkung auf ein pathologisches Geschehen hat. Sie gilt als rassetypische Variation. Die v. Willebrand-Krankheit ist bei Greyhounds z.B. eher ungewöhnlich und wird kaum nachgewiesen.

Prä- und Postoperative empfiehlt es sich folgende Werte untersuchen zu lassen:

Thrombozytenanzahl

Thrombozytenfunktion mittels PFA-100®

Quick

APTT

Fibrinogen

Plasminogen

Antiplasmin

D-Dimer

vWF

vWF-CBA

Faktor XIII

Antithrombin

 Jedoch findet man bei Greyhounds, die unter einer postoperativen Blutung leiden, folgende Werte im Normalbereich:

  • Thrombozyten

  • vWF

  • Fibrinogen

  • Quick

  • aPTT

Somit zeigt sich, das eine Blutgerinnungsstörung aufgrund einer erniedrigten Anzahl der Thrombozyten, v.Willebrand-Faktor und der Gerinnungsfaktoren eher unwahrscheinlich ist. Vielmehr scheint es sich eher um eine Abnormalität der Erhaltung des Fibrins oder einer Störung des fibrinolytischen Systems zu handeln. Eine Endotheldysfunktion könnte auch in Betracht kommen und wurde in einigen Arbeiten diskutiert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass offensichtlich weder ein primärer, noch ein sekundärer Defekt die Ursache sein kann. Vielmehr ist die Fibrinolyse erhöht, Hyperfibrinolyse.

In der Studie von Vilar P, Couto CG, Westendorf N, et al. (Thromboelastographic tracings in retired racing greyhounds and in non-greyhound dogs ) konnte z.B. auch gezeigt werden, dass die Kinetik der Gerinnung bei Greyhounds verlangsamt ist. Ebenso fällt die Stärke der Gerinnung bei Greyhounds schwächer aus. Diese Ergebnisse passen zu den beschriebenen postoperativen Blutungen.

 Therapie und Management:

 Die am häufigsten in der Veterinärmedizin verwendeten Präparate bei postoperativen Blutungen sind das frisch gefrorene Plasma ( FFP ) und das Kryopräzipitat ( CRYO )

In dem frisch gefrorenen Plasma findet man Gerinnungsfaktoren, wie Albumin, α2-Makroglobulin und Immunglobulin 41, welche bei Blutungen eingesetzt werden können.

Das Kryopräzipitat enthält dagegen eine vermehrte Konzentration des v. Willebrand-Faktors. Sein Einsatzgebiet ist bei Hämophilie A und die v. Willebrand-Krankheit.

Als pharmakologische Möglichkeiten stehen Medikamente, wie Aprotinin, Desmopressin ( DDAVP ), rekombinierter Faktor VIIa und Lysinanaloga 45, zur Verfügung.

Von besonderem Interesse sind die Lysinanaloga / Antifibrinolytika und stellen eine pharmakologische Option bei der Behandlung der verzögerten postoperativen Blutung dar. Die therapeutische Wirkung von EACA hat sich sowohl beim Menschen, als auch bei Pferden bewährt. Zu ihnen gehören EACA ( Epsilon Aminocapronsäure ) und TEA (Tranexamsäure ). Die Wirkung von EACA beruht darauf, dass es die Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin verhindert, indem es die Plasminogenbindungsstelle am C-terminalen Lysinrest des abgebauten Fibrins reversibel blockiert. EACA kann entweder die fibrinolytische Aktivität blockierten oder die hyperfibrinolytische Aktivität normalisieren. In einer retrospektiven Studie, die über 5 Jahre durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass Hunde, die nicht mir EACA behandelt wurden, 5.7 fach häufiger Blutungen entwickelten. Die Behandlung mit EACA senkt die Blutungen deutlich herab und stellt somit eine sehr gute pharmakologische Option dar. Die Dosierung in der retrospektiven Studie von Marin, CG Couto et al. entsprach der Dosierung beim Menschen. Dabei konnten keine relevanten Nebenwirkungen festgestellt werden. Dies wurde auch in einer toxikologischen Studie überprüft. Dabei wurde Hunden, Kaninchen und Ratten eine Dosis von 0,5 g / kg bis zum 100 fachen der Dosis ohne relavanten Nebenwirkungen verabreicht. 

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